Valencia (RPO). Rund eine Woche nach seiner Ausbootung für die Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz hat Keeper Timo Hildebrand Bundestrainer Joachim Löw und Torwarttrainer Andreas Köpke heftig kritisiert.
"Wenige Stunden vor Bekanntgabe des Kaders am vergangenen Freitag hat Andy Köpke mich angerufen und Jogi Löw entschuldigt, da er gerade im Flieger sitze und deshalb nicht mit mir telefonieren könne. Was ist das denn für eine Art? Als Köpke mir die Entscheidung mitgeteilt hat, war ich zuerst so geschockt, dass ich nichts mehr sagen konnte und wieder aufgelegt habe", sagte der Torwart vom spanischen Erstligisten FC Valencia in einem Interview mit dem "Spiegel".
Löw und Köpke hatten sich nach eingehenden Beratungen gegen Hildebrand und für Jens Lehmann, Robert Enke und Rene Adler als Torhüter für die EM entschieden. Dabei hatte Köpke dem 29 Jahre alten Hildebrand als Nummer zwei im deutschen Tor seit der WM 2006 sogar empfohlen, entgegen sonstiger Gepflogenheiten im Nationalteam Lehmann öffentlich unter Druck zu setzen.
"Es gab ein Gespräch mit Andy Köpke letztes Jahr in Berlin. Er sagte, ich solle die Nummer 1 mehr unter Druck setzen, mehr Konkurrent sein, mehr angreifen, mehr fordern. So steht es auch in meinem EM-Leitfaden, der bei einem Workshop im Sommer 2007 verteilt wurde. In der Nationalmannschaft werden so viele Dinge eingefordert. Vor allem soziale Kompetenz, Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Teamgeist. Aber gleichzeitig muss man wohl auch Lautsprecher in den Medien sein, um den Eindruck zu erwecken, man sei eine wirkliche Nummer 1", meinte Hildebrand, der von den DFB-Trainern vor allem menschlich enttäuscht ist. Mehr zum Thema Bundestrainer Joachim Löw hat seinen Kader für die Fußball-Europameisterschaft (7. bis 29. Juni) in Österreich und der Schweiz benannt. Wir haben die Stimmen der Bundestrainer und von den Spielern.
EM-Kader-Bekanntgabe: Reaktionen
Dass Lehmann die unumstrittene Nummer eins in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist, kann Hildebrand ohnehin nicht nachvollziehen. "Ich habe trotz aller Querelen 40 Spiele gemacht. Andere Torhüter haben kaum gespielt. Als Profi brauchst du Spielpraxis. Ich habe sie, er nicht. Ich bin bei der EM nicht dabei, er steht im Tor", meinte der Ex-Stuttgarter im Gespräch mit der Bild am Sonntag und ergänzte: "Das Kriterium Leistung sollte in der Nationalelf auch beim Thema Torhüter an erster Stelle stehen."
Trotz des Rückschlages, über den er wütend und enttäuscht sei, werde er den Kampf um einen Platz im Nationalteam aber nicht aufgeben. "Ich glaube weiter an meine Chance, eines Tages die Nummer 1 zu werden. Ich werde jeden Tag mit etwas Wut im Bauch zum Training fahren."
Heute um 2 Uhr (morgens) auf 3Sat-Das aktuelle Sportstudio mit Timo Hildebrand und Jürgen klopp